„Müssen“ und „Wollen“ – was treibt euch an? Einfach ausprobieren: Anstatt „Ich muss“, sagt „Ich will“. Was verändert sich dadurch?
Dieses Mal geht es um eure Motivation: Lasst ihr euch eher antreiben, weil jemand sagt, es sei nötig? Oder weil ihr Geld verdienen müsst? Oder handelt ihr, weil ihr frei und frank entscheidet, was euch liegt? Oder ist es bei euch eine Mischung aus Müssen und Wollen?
Schon als ich klein war, hieß es „du musst“!
Ich bin Jahrgang 1961 und aus einem kleinbürgerlichem Haus. Kleinbürgerlich meine ich soziologisch: Es ging um das Einhalten der bürgerlichen Sekundärtugenden. Damit ist gemeint, ein ordentlicher Bürger zu sein, der macht, was die „Obrigkeit“ anordnet.
Typisch für die bürgerlichen Sekundärtugenden ist eine Prägung hin zur Pflicht: Oft hieß es im Elternhaus „Das macht man so!“ Als ich dann fragte, wieso und ob man das nicht auch anders machen könne, führte das eher zu Verwirrung oder einem Streit. Das aufsässige Wesen! Denn die Wahl zu haben, ob man etwas tut bzw. selbst zu entscheiden, war (damals) in vielen Familien und der gesamten Gesellschaft nicht so angesagt. Worte wie „Selbstverwirklichung“ gab es gefühlt gar nicht.
Das Müssen müssen – was steckt dahinter?
Unsere Kultur, unsere Erlebnisse und Erfahrungen prägen uns. Es gibt Menschen, die bei allem eher die Notwendigkeit sehen und betonen: Sie müssen arbeiten, sie müssen zum Friseur und sie müssen sich beeilen, um fertig zu werden.
Wichtig ist, zu unterscheiden, wann das „Müssen müssen“ zielführend und sinnvoll ist, und wann hinderlich und einschränkend. Eine Struktur und Disziplin zu haben, einen Plan systematisch anzugehen und umzusetzen sind wertvolle Fähigkeiten. Daran ist absolut nicht Schlechtes. Auf neudeutsch geht es um das „Performen“!
Führt diese Notwendigkeit allerdings zu einem Zwang und dem Gefühl, sich getrieben, gehetzt und fremd bestimmt zu fühlen, könnte man mal darüber nachdenken, etwas zu verändern, oder? Wäre es nicht schön, die Wahl zu haben: Entscheiden zu können, wann ich etwas muss oder wann ich etwas wirklich will?
Ein Tipp aus der Praxis:
Überlegt mal, ob ihr jedes Mal, wenn ihr sagt „ich muss“ stattdessen sagen könntet: „ich will“ oder „ich kann“. Was verändert sich dadurch bei eurem Gefühl? Was ist dann für euch möglich?
Mehrere Wahlmöglichkeiten zu haben, macht selbstbewusst und frei
Menschen, die viele Wahlmöglichkeiten sehen und handeln eher aus einer inneren Freiheit heraus. Sie entscheiden selbst. Sie gehen in Verantwortung für sich selbst und klären, ob „man etwas tun muss“ oder ob sie es selbst entscheiden können.
Das Herausfordernde dabei: Wenn man für das, was man tut, selbst verantwortlich ist, kann man nicht mehr jammern, wie schwer das Leben sei. Man hat es ja selbst in der Hand.
Alles hat seinen Preis… ihr habt die Wahl:
About Gudrun Jay-Bößl
Gudrun Jay-Bößl, Heilpraktikerin für Psychotherapie, systemischer Coach und NLP-Master. Lösungsorientiert, pragmatisch und humorvoll. Mit innovativen Methoden aus der Kurztherapie auf zu neuen Möglichkeiten für die KlientInnen.